Die Abschlussfahrt der Klasse 10 nach London

Die Abschlussfahrt der Klasse 10 nach London

14.07.: Tag 1
Wir treffen uns am Eingang der Schellingschule, es ist 03.45 Uhr… wir sind seit vier Stunden Weltmeister, viele von uns haben gar nicht geschlafen, wer zwei Stunden gepennt hat, gilt als Schlafmütze! Überall glückliche, aber völlig übernächtigte Gesichter. Plötzlich zwei Lichtkegel, unser Bus – der Fahrer flucht erst mal, weil er in der engen Straße nicht wenden kann; er stößt zurück und hält an der Bushaltestelle. Müde verstauen wir unser Gepäck und fläzen uns in die Sitze, die meisten schlafen sofort (wieder) ein.
Nach ca. zwei Stunden Fahrerwechsel an der Autobahnraststätte, Martin, unser eigentlicher Busfahrer, steigt zu, ein netter Kerl Ende dreißig. Weiter geht´s nach Norden, über Speyer, den Hunsrück, Koblenz, Bonn, bis wir in Höhe Köln scharf westlich abbiegen Richtung Aachen, Holland, Belgien.
DSCF1003Als wir die Stadtumgehung von Brüssel passieren, will uns Herr Heß das Atomium zeigen, doch man sieht nur von weitem eine silbrige Halbkugel – faszinierend!
Schließlich erreichen wir doch noch den Norden Frankreichs, und bald darauf Calais, wo unsere Fähre wartet; nach den üblichen Scherereien am Zoll (die Briten kontrollieren sehr genau!) fährt uns Martin auf die Fähre, das Wetter ist schön. Jetzt heißt es eineinhalb Stunden warten, die meisten lungern draußen an Deck herum und lassen sich vom Wind ihre Frisuren verblasen, andere essen ein überteuertes Gericht im Restaurant.
Schließlich erreichen wir die Kreidefelsen von Dover und steigen zurück in den Bus, der uns auf der falschen Straßenseite (links!) auf die M20 nach London bringt.
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Unser Hotel liegt zum Glück im Süden Londons, Crystal Palace, sodass wir aus der richtigen Richtung eintreffen; wir staunen über die Größe des Queens Hotels und auch die Zimmer sind recht üppig bemessen – alles klar!
Schließlich marschieren wir noch eine Runde um die Blocks, zu unserer Freude sind ein Supermarkt und zahlreiche Restaurants verschiedenster Nationalitäten reichlich vorhanden. Um 23.00 Uhr ist Zapfenstreich, unsere Lehrer kontrollieren unsere Anwesenheit, müde fallen wir in unsere Betten – ein harter erster Tag!

15.07.: Tag 2
Frühstück gibt´s im Speisesaal um 07.30 Uhr, natürlich Continental, zwei Scheiben Toast mit Marmelade. Dann Abfahrt zum Tower, wo wir unseren Guide für die Stadtrundfahrt, Jane, eine nach London ausgewanderte  Österreicherin, treffen. Die folgenden zweieinhalb Stunden muss uns der arme Martin von der City of London im Osten bis zum Parlament im Westen kutschieren, Jane weiß zu jedem Ort und zu jedem Haus eine spannende Geschichte zu erzählen. Am Buckingham Palace steigen wir aus und erleben den Wachwechsel mit den Guards, den Musikern und den Pferden.
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Später machen wir Mittagspause und bewegen uns dann in einem Gewaltmarsch vom Big Ben über das Kaufhaus Harrods bis zum Naturkundemuseum. Das Tolle an England ist, dass die Museen nichts kosten, dafür aber die Kirchen – eigenartig! Martin holt uns am Museum ab, und gegen 19.30 Uhr sind wir wieder im Hotel – der Abend ist zur freien Verfügung.

16.07.: Tag 3
Wieder Frühstück um 07.30 Uhr, und Herr Wentsch, dem zwei Scheiben Toast nicht genügen, stellt sich mit Erfolg nochmals in die Warteschlange. Heute Vormittag geht´s nach Windsor, dem Familienschloss der Queen, gelegen etwa dreißig Kilometer westlich von London. Das Schlossareal ist riesig, auch hier die Guards mit Musik und viel Brimborium – später muss ein einziger Soldat den Ansturm der Touristen über sich ergehen lassen um mit stoischer Ruhe fotografiert zu werden. Man kann auch die Räume der Königsfamilie inspizieren, alles sehr verschwenderisch und bombastisch, aber eigentlich nicht sehr wohnlich!
DSCF1105Nachmittags fahren wir zurück nach London, wo wir am Tower in ein Ausflugsboot steigen und auf dem Promenadendeck die Themse flussabwärts schippern bis nach Greenwich; wir sehen die eindrucksvolle und geschichtsträchtige Skyline Londons links und rechts, und ein lustiger Moderator erklärt launig die wichtigsten Bauwerke (leider auf Englisch).
In Greenwich angekommen, erklimmen wir den Hügel zum Observatorium, wo auch der Null-Meridian zu sehen ist, die Linie, von der aus die Welt in ihre Zeitzonen (Breitengrade) eingeteilt wurde. Martin holt uns in Greenwich ab und die meisten verbringen den Abend in Schnellimbiss-Restaurants.
DSCF114617.07.: Tag 4
Heute müssen wir früh unsere Koffer packen und in den Bus werfen, weil Martin vor der Rückfahrt eine lange Ruhezeit braucht und wir deshalb über den Tag nur mit der Tube unterwegs sein können; Martin will gerade losfahren, als wir auf dem abschüssigen Hotelparkplatz rückwärts rollen und gegen einen Container krachen: ein lauter Knall, die Heckscheibe ist hinüber, zum Glück keine Verletzten! Martin kutschiert uns noch mit dem waidwunden Bus zu Mme Tussaud´s, bevor er eiligst eine Werkstatt aufsucht, um eine neue Heckscheibe einsetzen zu lassen.
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Wir schießen derweil Bilder mit unseren (mehr oder minder geglückten) Lieblingsstars in Wachs, Hitler wird vermisst und auch Muhammad Ali. Nachmittags fahren wir mit der Tube erneut zum Tower, wo wir eine eindrucksvolle Waffensammlung und natürlich die (echten!) Kronjuwelen besichtigen. Manche wollen die Königskrone mit dem Koh-i-Noor, dem größten Diamanten der Welt, klauen, doch es stellt sich die Frage, welchem Hehler man das gute Stück andrehen wollte!
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Wir lassen es deshalb und fahren mit der Tube bei ziemlichem Gedränge weiter nach Camden Town, wo wir noch unsere restlichen Pfund in Plagiate teurer Mode-Labels investieren. Schon bald heißt es aber Abschied nehmen, wir müssen nach Southall zu Martin und hoffen, dass der Bus mittlerweile repariert ist.
Nach einer schier endlosen Fahrt mit der Tube und der Eisenbahn finden wir unseren „verlorenen Sohn“ und besteigen den Bus Richtung Dover, das wir gegen ein Uhr nachts erreichen.

18.07.: Tag 5
Um zwei Uhr besteigen wir die Fähre nach Frankreich und sind um fünf Uhr mitteleuropäischer Zeit wieder in Calais. Der Rückweg nach Leonberg zieht sich wie Kaugummi, wir hängen in unseren Sitzen und versuchen zu schlafen; überdies stehen wir am Ende der Etappe bei Heilbronn auch noch ewig im Stau, sodass wir erst gegen 16.00 Uhr zurück in Leonberg sind – einfach nur kaputt… zum Glück ist Wochenende!
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